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Ludwig van Beethoven

(1770 - 1827)

[BeethovenComposers | Mp3 |Home Page]

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The Operas of  Ludwig van Beethoven

 


FIDELIO


CAST:

Florest?n
Leonora
Rocco
D.Pizarro
Marcelina
Jaquino
D.Fernando

Akt I
Akt II



AKT I


Szene 1

JAQUINO
Jetzt, Sch?tzchen,
jetzt sind wir allein,
Wir k?nnen vertraulich
nun plaudern.

MARZELLINE
Es wird ja nichts Wichtiges sein,
ich darf bei der Arbeit
nicht zaudern.

JAQUINO
Ein W?rtchen, du Trotzige, du!

MARZELLINE
So sprich nur, ich h?re ja zu.

JAQUINO
Wenn du mir nicht
freundlicher? blickest,
so bring? ich kein W?rtchen hervor.

MARZELLINE
Wenn du dich nicht
in mich schickest,
verstopf ich mir vollends das Ohr.

JAQUINO
Ein Weilchen nur h?re mir zu,
dann lass? ich dich
wieder in Ruh?.

MARZELLINE
So hab? ich denn nimmer mehr Ruh?;
so rede, so rede nur zu!

JAQUINO
Ich... ich habe...
Ich habe zum Weib dich gew?hlet,
verstehst du?

MARZELLINE
Das ist ja doch klar!

JAQUINO
Und... und, wenn mir dein
Jawort nicht fehlet,
was meinst du?

MARZELLINE
So sind wir ein Paar.

JAQUINO
Wir k?nnten in wenigen Wochen.

MARZELLINE
Recht sch?n, du bestimmst
schon die Zeit.

JAQUINO
Zum Henker, das ewige Pochen,
da war ich so herrlich im Gang,
und immer,
immer entwischt mir der Fang !

MARZELLINE
So bin ich doch endlich befreit!
Wie macht seine Liebe mir bang,
es werden die Stunden mir lang.
Ich wei?, da? der Arme sich qu?let,
es tut mir so leid auch um ihn!
Fidelio hab' ich gew?hlet,
ihn lieben ist s??er Gewinn.

JAQUINO
Wo war ich?
Sie sieht mich nicht an!

MARZELLINE
Da ist er,
er f?ngt wieder an!

JAQUINO
Wann wirst du das Jawort mir geben?
Es k?nnte ja heute ja heute noch sein.

MARZELLINE
O weh !
Er verbittert mein Leben !
Jetzt, morgen und immer,
und immer, nein!
Ich mu? ja so hart mit ihm sein!

JAQUINO
Du bist doch wahrhaftig von Stein,
kein W?nschen, kein Bitten,
geht ein.

MARZELLINE
Ich mu? ja so hart mit ihm sein,
er hofft bei dem mindesten Schein.

JAQUINO
So wirst du dich nimmer,
nimmer bekehren?
Was meinst du?

MARZELLINE
Du k?nntest nun geh'n!

JAQUINO
Wie?
Dich anzusehn'n willst du mir wehren?
Auch das noch?

MARZELLINE
So bleibe hier stehh'n!

JAQUINO
Du hast mir
so oft doch versprochen.

MARZELLINE
Versprochen?
Nein, das geht zu weit!

JAQUINO
Zum Henker das ewige Poche,
zum Henker!

MARZELLINE
So bin ich doch, endlich befreit!
Das ist ein willkommener Klang,
es wurde zu Tode mir bang.

JAQUINO
Es ward ihr im Ernste schon bang;
wer wei?, ob es mir nicht gelang.
Wenn ich diese T?r heute
nicht schon zweihundertmal
aufgemacht habe, so will ich
nicht Jaquino hei?en.
Zum Wetter, schon wieder!

MARZELLINE
Was kann ich daf?r,
da? ich ihn nicht mehr so gern
wie sonst haben kann?

JAQUINO
So. Nun hoffe ich,
soll niemand uns st?ren.

ROCCO
Jaquino, Jaquino!

MARZELLINE
H?rst du, der Vater ruft!

JAQUINO
Lassen wir ihn ein wenig warten.
Also,
auf unsere Liebe zu kommen...

MARZELLINE
So geh doch,
der Vater wird sich nach Fidelio
erkundigen wollen.

JAQUINO
Ei freilich da kann man
nicht schnell genug sein.

ROCCO
Jaquino, h?rst du nicht?

JAQUINO
Ich komme schon!
Bleib fein hier, in zwei Minuten
sind wir wieder beisammen.



Szene 2

MARZELLINE
Der arme Jaquino dauert
mich beinahe,
kann ich aber ?ndern?
Ich war ihm sonst recht gut,
da kam Fidelio in unser Haus,
und seit der Zeit ist alles
in mir und um mich ver?ndert.
Ach!
Aus dem Mitleiden,
Das ich mit Jaquino habe,
merke ich erst,
wie sehr gut ich Fidelio bin.
Ich glaube auch, da?
Fidelio mir recht gut ist,
und wenn ich die Gesinnungendes
Vaters w??te,
so k?nnte bald mein Gl?ck
vollkommen werden.
O w?r' ich schon mit dir vereint,
und d?rfte Mann dich nennen !
Ein M?dchen darf ja,
was es meint,
zur H?lfte nur bekennen !
Doch wenn ich nicht err?ten
mu? ob einem warmen Herzensku?,
wenn nichts uns st?rt auf Erden.
Die Hoffnung schon erf?llt die Brust
mit unaussprechlich s??er Lust;
wie gl?cklich will ich werden!
In Ruhe stiller H?uslichkeit
erwach' ich jeden Morgen,
wir gr??en uns mit Z?rtlichkeit,
Der Flei? verscheucht die Sorgen.
Und ist die Arbeit abgetan,
dann schleicht
die holde Nacht heran,
dann ruh'n wir von Beschwerden.


Szene 3


ROCCO
Guten Tag, Marzelline!
Ist Fidelio noch
nicht zur?ck gekommen?

MARZELLINE
Nein, Vater!

ROCCO
Die Stunde naht,
Wo ich dem Gouverneur
die Briefschaften bringen mu?,
abholen sollte,
ihn mit Ungeduld.

LEONORE
Jaquino! Jaquino!

JAQUINO
Ich komme schon, ich komme schon!

MARZELLINE
Er wird gewi? so lange bei
dem Schmied haben warten m?ssen.
Da ist er, da ist er!
Wie er belastet ist!
Lieber Gott, der Schwei?
l?uf ihm von der Stirn.


Szene 4


ROCCO
Warte, warte!

JAQUINO
Es war auch der M?he wert,
so schnell aufzumachen,
um den Patron da herein zulassen.

ROCCO
Armer Fidelio,
diesmal hast
du zu viel dir aufgeladen!

LEONORE
Ich mu? gestehen,
ich bin ein wenig erm?det!
Der Schmied hatte auch an
den Ketten so lange auszubessern,
da? ich glaubte,
er w?rde nichtdamit fertig werden.

ROCCO
Sind sie jetzt gut gemacht?

LEONORE
Gewi?,
recht gut und stark.
Keiner der Gefangenen wird
sie zerbrechen.

ROCCO
Wieviel kostet alles zusammen?

LEONORE
Zw?lf Piaster ungef?hr.
Hier ist die genaue Rechnung

ROCCO
Gut, brav ! Zum Wetter,
da gibt es Artikel,
auf die wir wenigstens das Doppelte,
gewinnen k?nnen!
Du bist ein kluger Junge!
Ich kann gar nicht begreifen,
wie du deine Rechnungen machst.
Du kaufst alles wohlfeiler als ich.
In den sechs Monaten,
seit ich dir die Anschaffung
von Lebensmitteln ?bertragen habe,
hast du mehr gewonnen,
als ich vorher in einem ganzen Jahre.
Der Schelm gibt sich
alle diese M?he,
offenbar meiner Marzelline wegen.

LEONORE
Ich suche zu tun,
was mir m?glich ist.

ROCCO
Ja, ja, du bist brav;
man kann nicht eifriger,
nicht verst?ndiger sein!
Ich habe dich auch mit
jedem Tage lieber,
und, sei versichert,
dein Lohn soll nicht ausbleiben.

LEONORE
O glaubt nicht, da? ich
meine Schuldigkeit nur
des Lohnes wegen...

ROCCO
Still !
Meinst du, ich kann dir
nicht ins Herz sehen?

MARZELLINE
Mir ist so wunderbar,
es engt das Herz mir ein;
er liebt mich, es ist klar,
ich werde gl?cklich, gl?cklich sein.

LEONORE
Wie gro? ist die Gefahr!
wie schwach der Hoffnung Schein!
sie liebt mich, es ist klar,
o namenloser Pein!

ROCCO
Sie liebt ihn, es ist klar,
ja, M?dchen, er wird dein,
ein gutes, junges Paar,
sie werden gl?cklich sein.

JAQUINO
Mir str?ubt sich schon das Haar,
der Vater willigt ein,
mir wird so wunderbar,
mir f?llt kein Mittel ein.

ROCCO
H?re, Fidelio,
wenn ich auch nicht wei?,
wie und wo auf die Welt
gekommen bist,
und wenn du auch gar
keinen Vater gehabt h?ttest,
so wei? ich doch,
was ich tue, ich, ich mache dich
zu meinem Tochtermann

MARZELLINE
Wirst du es bald tun, lieber Vater?

ROCCO
Ei, ei, wie eilfertig !
So bald der Gouverneur nach
Sevilla gereist sein wird,
dann haben wir mehr Mu?e.
Ihr wi?t ja,
da? er alle Monate hingeht,
um ?ber alles, was hier in dem
Staatsgef?ngnis vorgeht,
Rechenschaft zu geben.
In wenigen Tagen mu? er wieder fort,
und den Tag nach seiner Abreise
geb' ich euch zusammen.
Darauf k?nnt ihr rechnen.

MARZELLINE
Den Tag nach seiner Abreise!
Das machst du recht vern?nftig,
lieber Vater!

LEONORE
Den Tag nach seiner Abreise?
O' welche neue Verlegenheit !

ROCCO
Nun, meine Kinder,
ihr habt euch doch recht
herzlich lieb, nicht wahr?
Aber das ist noch nicht alles,
was zu einer guten,
vergn?gten Haushaltung geh?rt,
man braucht auch
Hat man nicht auch Gold beineben,
kann man nicht ganz gl?cklich sein;
traurig schleppt
sich fort das Leben,
mancher Kummer stellt sich ein.
Doch wenn's in den Taschen
klingelt und rollt,
da h?lt man das Schicksal gefangen,
und Macht und Liebe verschafft
das Gold und stillet das
k?hnste Verlangen.
Das Gl?ck dient wie ein
Knecht f?r Sold,
es ist ein sch?nes, sch?nes Ding,
das Gold, ein goldnes,
goldnes Ding, das Gold,
das Gold.
Wenn sich Nichts mit
Nichts verbindet,
ist und bleibt die Summe klein,
wer bei Tisch nur Liebe findet,
wird nach Tische hungrig sein.
Drum l?chle der Zufall euch
gn?dig und hold und segne
und lenk' euer Streben,
das Liebchen im Arme,
im Beutel das Gold,
so m?gt ihr viel Jahre durchleben.

LEONORE
Ihr k?nnt das leicht sagen,
Meister Rocco, aber ich,
ich behaupte,
da? die Vereinigung zweier
gleichgestimmten Herzen
die Quelle des wahren
ehelichen Gl?ckes ist.
O dieses Gl?ck mu? der
gr??te Schatz auf Erden sein !
Freilich gibt es noch etwas,
was mir nicht weniger
kostbar sein w?rde,
aber mit Kummer sehe ich,
da? ich es trotz aller meiner
Bem?hungen nicht erhalten werde.

ROCCO
Und was w?re denn das?

LEONORE
Euer Vertrauen. Verzeiht mir
diesen kleinen Vorwurf,
aber oft sehe ich euch aus den
unterirdischen Gew?lben
des Schlosses ganz au?er
Atem und ermattet zur?ckkommen,
warum erlaubt Ihr mir nicht,
euch dahin zu begleiten?
Es w?re mir sehr lieb,
wenn ich euch bei eurer
Arbeit helfen und eure
Beschwerden teilen k?nnte.

ROCCO
Du wei?t doch, da? ich
den strengsten Befehl habe,
niemanden,
wer es auch sein mag,
zu den Staatsgefangenen zu lassen.

MARZELLINE
Es sind ihrer aber gar
so viele in dieser Festung.
Du arbeitest dich ja zu Tod,
lieber Vater.

LEONORE
Sie hat recht, Meister Rocco.
Man soll allerdings seine
Schuldigkeit tun.
Aber es ist doch auch erlaubt,
meine ich,
zuweilen daran zu denken,
wie man sich f?r die,
die uns angeh?ren und lieben,
ein bi?chen schonen kann.

MARZELLINE
Man mu? sich f?r seine
Kinder zu erhalten suchen.

ROCCO
Ja, ihr habt recht, diese
schwere Arbeit w?rde mir
doch endlich zu viel werden.
Der Gouverneur ist zwar sehr streng,
er mu? mir aber doch erlauben,
dich in die Gouverneur,
geheimen Kerker mit mir zu nehmen.
Unterdessen gibt es ein Gew?lbe,
in das ich dich wohl
nie werde f?hren d?rfen,
obschon ichmich ganz
auf dich verlassen kann.

MARZELLINE
Vermutlich, wo der Gefangene sitzt,
Von dem du schon einige
gesprochen hast, Vater ?

ROCCO
Du hast's erraten.

LEONORE
Ich glaube, es ist schon lange her,
da? er gefangen ist?

ROCCO
Es ist schon ?ber zwei Jahre.

LEONORE
Zwei Jahre, sagt Ihr?
Er mu? ein gro?er
Verbrecher sein.

ROCCO
Oder er mu? gro?e Feinde haben;
das kommt ungef?hr auf eins heraus.

MARZELLINE
So hat man denn nie
erfahren k?nnen, woher er ist,
und wie er hei?t?

ROCCO
O wie oft hat er mit mir
von alledem reden wollen.

LEONORE
Nun?

ROCCO
F?r unsereinen ist's am besten,
so wenig Geheimnisse
als m?glich zu wissen,
darum hab ich ihn auch nie angeh?rt.
Ich h?tte mich verplappern k?nnen,
und ihm h?tt ich doch
nicht gen?tzt.
Nun, er wird mich nicht
lange mehr qu?len.
Es kann nicht mehr
lange mit ihm dauern.

LEONORE
Gro?er Gott!

MARZELLINE
Lieber Himmel, wie hat
er denn eine so schwere
Strafe verdient?

ROCCO
Seit einem Monat schon
mu? ich auf Pizarros Befehl
seine Portion kleiner machen.
Jetzt hat er binnen
vierundzwanzig Stunden
nicht mehr als zwei Unzen
schwarzes Brot und eine
Halbe Ma? Wasser;
kein Licht mehr als den Schein
einer Lampe, kein Stroh mehr,
nichts!

MARZELLINE
O lieber Vater,
f?hre Fidelio ja nicht zu ihm,
diesen Anblick k?nnt
er nicht ertragen.

LEONORE
Warum denn?
Ich habe Mut und St?rke.

ROCCO
Brav, mein Sohn, brav!
Wenn ich dir erz?hlen wollte,
wie ich anfangs in meinem
Stande mit mir zu k?mpfen h?tte!
Und ich war doch ein ganz anderer
Kerl als du mit deiner feinen Haut
und deinen weichen H?nden.
Gut, S?hnchen, gut,
hab immer Mut,
dann wird dir's auch gelingen,
das Herz wird hart durch Gegenwart
bei f?rchterlichen Dingen.

LEONORE
Ich habe Mut!
Mit kaltem Blut, mit kaltem Blut
will ich hinab mich wagen;
f?r hohen Lohn kann Liebe
schon auch hohe Leiden,
hohe Leiden tragen.

MARZELLINE
Dein gutes Herz wird manchen
Schmerz in diesen Gr?ften leiden,
dann kehrt zur?ck der Liebe Gl?ck
und unnennbare Freuden.

ROCCO
Du wirst dein Gl?ck
ganz sicher bauen,
ja, ja, ja,
ihr werdet gl?cklich sein.

LEONORE
Ich hab' auf Gott und Recht
Vertrauen,
ja, ja, ja,
ich kann noch gl?cklich sein.

MARZELLINE
Du darfst mir auch ins Auge
schauen der Liebe Macht
ist auch nicht klein,
ja, ja, ja, wir werden gl?cklich sein.

ROCCO
Der Gouverneur,
der Gouverneur soll heut' erlauben,
da? du mit mir die Arbeit teilst.

LEONORE
Du wirst mir alle Ruhe rauben,
wenn du bis morgen nur verweilst.

MARZELLINE
Ja, guter Vater,
bitt ihn heute,
in kurzem sind wir dann ein Paar.

ROCCO
Ich bin ja bald des Grabes Beute,
ich brauche Hilf,
es ist ja wahr.

LEONORE
Wie lang' bin ich des
Kummers Beute.
Du, Hoffnung,
reichst mir Labung dar.

MARZELLINE
Ach! lieber Vater,
was f?llt Euch ein?
Lang' Freund und Rater
m??t Ihr uns sein.

ROCCO
Nur auf der Hut, dann geht
es gut, gestillt,
gestillt wird euer Sehnen;
gebt euch die Hand
und schliesst das Band,
in s??en Freudentr?nen.
Ein sch?nes Band,
mit Herz und Hand.

MARZELLINE
O habe Mut, o welche Glut,
o welch' ein tiefes Sehnen!
Ein festes Band mit
Herz und Hand,
o s??e, s??e Tr?nen.

LEONORE
Ihr seid so gut ihr macht mir Mut,
gestillt wird bald mein Sehnen.
Ich gab die Hand zum s??en Band,
es kostet bittre Tr?nen.

ROCCO
Aber nun ist Zeit, da?
ich dem Gouverneur die
Briefschaften ?berbringe.
Ah ! Er kommt selbst hierher!
Gieb sie, Fidelio,
und dann entfernt euch!


Szene 5


PIZARRO
Drei Schildwachen auf den?
Wall, sechs Mann Tag und
Nacht auf der Zugbr?cke,
ebenso viele gegen den Garten zu,
und jedermann, der sich dem Graben
der Festung n?hert,
werde sogleich zu mir gebracht.
Ist etwas Neues vorgefallen?

ROCCO
Nein, Herr!

PIZARRO
Wo sind die Depeschen?

ROCCO
Hier sind sie.


Szene 6


PIZARRO
Immer Empfehlungen oder Vorw?rfe.
Wenn ich auf alles das achten wollte,
w?rde ich nie damit
zu Ende kommen.
Mich d?nkt, ich kenne diese
Schrift. La? sehen.
"Ich gebe ihnen Nachricht,
da? der Minister
in Erfahrung gebracht hat,
da? die Staatsgef?ngnisse,
denen Sie vorstehen,
mehrere Opfer willk?rlicher
Gewalt enthalten.
Er reist morgen ab,
um Sie mit einer Untersuchung
zu ?berraschen.
Seien Sie auf Ihrer Hut,
und suchen Sie
sich sicherzustellen."
Gott, wenn er entdeckte,
da? ich diesen Florestan
in Ketten liegen habe,
den er l?ngst tot glaubt; ihn,
der so oft meine Rache reizte,
der mich vor dem Minister enth?llen
und mir seine Gunst
entziehen wollte!
Doch, es gibt ein Mittel!
Eine k?hne Tat kann
alle Besorgnisse zerstreuen!
Ha! Ha! Ha!
Welch ein Augenblick!
Die Rache werd' ich k?hlen!
dich, dich rufet dein Geschick!
In seinem Herzen w?hlen, o Wonne,
gro?es Gl?ck!
Schon war ich, schon war ich nah',
im Staube,
dem lauten Spott zum Raube,
dahin, dahin, ja,
dahin gestreckt zu sein!
Nun ist es mir geworden,
den M?rder selbst zu morden!
Ha! Ha! Ha!
In seiner letzten Stunde,
den Stahl in seiner Wunde,
ihm noch ins Ohr zu schrei'n.
Triumph! Triumph! Triumph!
der Sieg, der Sieg ist mein!

SOLDATEN
Er spricht von Tod und Wunde,
nun fort auf unsre Runde,
wie wichtig, wie wichtig
mu? es sein, nun fort, nun fort,
wie wichtig mu? es sein!

PIZARRO
Ich darf keinen Augenblick s?umen,
alle Anstalten zu meinem
Vorhaben zu treffen.
Heute soll der Minister ankommen.
Nur die gr??te Vorsicht
und Eile k?nnen mich retten.
Hauptmann, h?ren Sie!
Besteigen Sie mit einem
Trompeter sogleich den Turm.
Sehen Sie unabl?ssig und
mit der gr??ten Achtsamkeit
auf die Stra?e von Sevilla.
Sobald Sie einen Wagen,
von Reitern begleitet,
diesem Schlo? sich n?hern sehen,
lassen Sie augenblicklich durch
den Trompeter ein Signal geben.
Verstehen Sie,
augenblicklich ein Signal!
Ich erwarte die gr??te
P?nktlichkeit,
Sie haften mir mit Ihrem Kopf daf?r.
Fort, auf eure Posten!
Rocco! Rocco!


Szene 7


ROCCO
Herr!

PIZARRO

Ich mu? ihn zu gewinnen suchen.
Ohne seine Hilfe kann
ich es nicht ausf?hren.
Komm n?her! Jetzt, Alter,
Alter, jetzt hat es Eile!
dir wird ein Gl?ck zu Teile,
du wirst ein reicher Mann;
das geb' ich nur daran.

ROCCO
So sagt doch nur in Eile,
womit ich dienen kann.

PIZARRO
Du bist von kaltem Blute,
von unverzagtem Mute
durch langen,
langen Dienst geworden.

ROCCO
Was soll ich?
Redet, redet! Wie!

PIZARRO
Morden!

ROCCO
Wie?

PIZARRO
H?re mich nur an!
Du bebst? bist du ein Mann?
Wir d?rfen gar nicht s?umen,
dem Staate liegt
den b?sen Unterthan
schnell aus dem Weg zu
r?umen. Du stehst noch an?

ROCCO
O Herr!
O Herr!

PIZARRO
Er darf nicht l?nger leben,
sonst ist's um mich gescheh'n.

ROCCO
Die Glieder f?hl' ich beben,
wie k?nnt' ich das besteh'n?

PIZARRO
Pizarro sollte beben?
Du f?llst,
du f?llst ich werde steh'n.

ROCCO
Ich nehm' ihm nicht das Leben,
mag was da will gescheh'n.
Nein, Herr, das Leben
nehmen das ist nicht meine Pflicht.



Szene 8


MARZELLINE
Vater, es ist die Stunde,
in der die Gefangenen
an die frische Luft kommen d?rfen.

ROCCO
Ohne Erlaubnis des Gouverneurs?

MARZELLINE
Aber er sprach so lange mit dir.
Vielleicht sollst du ihm
einen Gefallen tun,
und dann wird er es so genau
nicht nehmen.

ROCCO
Einen Gefallen?
Du hast recht, Marzelline.
Auf diese Gefahr hin
kann ich es wagen.
Wohl denn, Jaquino und Fidelio,
?ffnet die leichteren Gef?ngnisse.
Ich aber gehe zu Pizarro
und halte ihn zur?ck, indem ich
f?r dein Bestes rede.

MARZELLINE
So recht, Vater!



Szene 9


GEFANGENEN
O, welche Lust!
in freier Luft den Atem
leicht zu heben, O, welche Lust!
nur hier, nur hier ist Leben,
der Kerker eine Gruft, eine Gruft!

ERSTER GEFANGENE
Wir wollen mit Vertrauen
auf Gottes H?lfe,
auf Gottes H?lfe bauen,
die Hoffnung fl?stert sanft mir zu,
wir werden frei, wir finden Ruh,
wir finden Ruh'.

GEFANGENEN
O Himmel Rettung,
welch ein Gl?ck,
o Freiheit, o Freiheit,
kehrst du zur?ck?

ZWEITE GEFANGENE
Sprecht leise, haltet euch zur?ck,
wir sind belauscht mir
Ohr und Blick.

GEFANGENEN
Sprecht leise, haltet euch zur?ck,
wir sind belauscht mir
Ohr und Blick.



Szene 10


LEONORE
Nun sprecht, wie ging's?

ROCCO
Recht gut, recht gut !
Zusammen rafft' ich meinen Mut,
und trug ihm alles vor,
und sollst du's glauben,
was er zur Antwort mir gab?
Die Heirat, und da? du mir hilfst,
will er erlauben,
noch heute fuhr
ich in den Kerker dich hinab.

LEONORE
Noch heute? noch heute?
O welch ein Gl?ck!
o welche Wonne!

ROCCO
Ich sehe deine Freude;
nur noch ein Augenblick,
dann gehen wir schon Beide, ja,
dann gehen wir schon beide.

LEONORE
Wohin, wohin?

ROCCO
Zu jenem Mann hinab,
dem ich seit vielen Wochen
stets weniger zu essen gab.

LEONORE
Ha, wird er losgesprochen?

ROCCO
O nein!

LEONORE
So sprich, so sprich!

ROCCO
O nein, o nein!
O nein, o nein!
Wir m?ssen ihn, doch wie,
befrein, er mu? in einer Stunde,
den Finger auf dem
Munde von uns sein.

LEONORE
So ist er todt?

ROCCO
Noch nicht, noch nicht!

LEONORE
Ist, ihn zu t?ten,deine Pflicht,
ihn zu t?ten, deine Pflicht?

ROCCO
Nein, guter Junge,
zittre nicht, zum Morden,
zum Morden dingt sich Rocco
nicht, nein, nein, nein,
nein, nein, nein!
Der Gouverneur,
der Gouverneur kommt selbst hinab,
wir beide graben nur das Grab.

LEONORE
Vielleicht das Grab des Gatten graben,
was kann f?rchterlicher sein?
Was?

ROCCO
Ich darf ihn nicht mit Speise laben,
ihm wird im Grabe besser sein.
Wir m?ssen gleich zum
Werke schreiten, du mu?t helfen,
mich begleiten; hart,
hart ist des Kerkermeisters Brot.

LEONORE
Ich folge dir, w?r's in den Tod!

ROCCO
In der zerfallenen Zisterne bereiten
wir die Grube leicht;
ich tu es, glaube mir, nicht gerne,
auch dir ist schaurig,
wie mich deucht?

LEONORE
Ich bin es nur noch nicht gewohnt.

ROCCO
Ich h?tte gerne dich verschont,
doch wird mir allein zu schwer,
und gar so streng ist unser Herr.

LEONORE
O welch ein Schmerz!

ROCCO
Mir scheint, er weine.
Nein, nein, du bleibst hier,
ich geh' alleine, ich geh' allein,
du bleibst hier, nein,
du bleibst hier!

LEONORE
O nein, o nein, ich mu? ihn seh'n,
den Armen sehen, und m??t ich selbst
zugrunde gehen!

BEIDE
O s?umen wir nun l?nger nicht,
wir folgen unsrer strengen Pflicht.


Szene 11


MARZELLINE
Ach, Vater, Vater, eilt!

ROCCO
Was hast du denn?

JAQUINO
Nicht l?nger weilt!

ROCCO
Was ist gescheh'n?

MARZELLINE
Voll Zorn folgt mir Pizarro nach,
er drohet, er drohet dir!

JAQUINO
Nich l?nger weilt!

ROCCO
Gemach! gemach!

LEONORE
So eilet fort!

ROCCO
Nur noch dies Wort;
sprich, wei? er schon?

JAQUINO
Ja, er wei? es schon.

MARZELLINE
Der Offizier sagt ihm,
was wir jetzt den
Gefangenen gew?hren.

ROCCO
La?t alle schnell zur?ck kehren!

MARZELLINE
Ihr wi?t ja, wie er tobet,
und kennet seine Wut.

LEONORE
Wie mir's im Innern tobet!
Emp?ret ist mein Blut!

ROCCO
Mein Herz hat mich gelobet,
sei der Tyrann in Wut!


Szene 12


PIZARRO
Verweg'ner Alter!
welche Rechte legst du dir
frevelnd selber bei?
und ziemt es dem gedung'nen Knechte,
zu geben die Gefang'nen frei?

ROCCO
O Herr! O Herr!

PIZARRO
Wohlan! Wohlan!

ROCCO
Des Fr?hlings Kommen,
das heitre, warme Sonnenlicht,
dann habt ihr wohl
in Acht genommen,
was sonst zu meinem
Vorteil spricht?
Des K?nigs Namensfest ist heute,
das feiern wir auf solche Art.
Der unten stirbt,
doch la?t die andern jetzt
fr?hlich hin und wieder wandern,
f?r Jenen sei der Zorn gespart.

PIZARRO
So eile,
ihm sein Grab zu graben,
hier will ich stille Ruhe haben;
schliess die Gefangene wieder ein,
magst du nie mehr
verwegen sein!


Szene 13


GEFANGENEN
Leb wohl,
du warmes Sonnenlicht,
schnell schwindest
du uns wieder!
Schon sinkt
die Nacht hernieder,
aus der so bald
kein Morgen bricht.

MARZELLINE
Wie eilten sie zum Sonnenlicht,
und scheiden traurig wieder!
Die Andern,
die Andern murmeln,
nieder, hier wohnt die Lust,
die Freude nicht.

LEONORE
Ihr h?rt das Wort,
drum z?gert nicht,
kehrt in den Kerker wieder!
Angst rinnt durch meine Glieder,
ereilt den Frevler,
den Frevler kein Gericht.

JAQUINO
Ihr h?rt das Wort,
drum z?gert nicht,
kehrt in den Kerker wieder!
Sie sinnen auf und nieder,
k?nnt ich verstehn,
was jeder spricht!

PIZARRO
Nun Rocco, z?gre Rocco,
l?nger nicht,
steig' in der Kerker nieder!
Nicht eher kehrst du wieder
bis ich vollzogen das Gericht.

ROCCO
Nein, Herr,
ich z?gre l?nger nicht,
ich steige eilend nieder,
nein, Herr!
Mir beben meine Glieder,
o ungl?ckselig harte Pflicht!






AKT II


Akt I
Akt II


Szene 1


FLORESTAN
Gott,
welch Dunkel hier!
O grauenvolle Stille!
?d ist es um mich her,
nichts,
nichts lebet au?er mir,
o schwere Pr?fung!
Doch gerecht ist Gottes Wille!
Ich murre nicht, das Ma?
der Leiden steht bei dir!
In des Lebens Fr?hlingstagen
ist das Gl?ck von mir geflohn.
Wahrheit wagt ich k?hn zu sagen,
und die Ketten sind mein Lohn.
Willig duld' ich alle Schmerzen,
ende schm?hlich meine Bahn;
s??er, Trost in meinem Herzen,
meine Pflicht hab ich getan.
Und sp?r' ich nicht linde,
sanft s?uselnde Luft,
und ist nicht mein Grab
mir erhellet?
Ich seh, wie ein Engel
im rosigen Duft sich
tr?stend zur Seite,
zur Seite mir stellet,
ein Engel, Leonoren,
Leonoren, Leonoren,
der Gattin so gleich, der,
der f?hrt mich zur Freiheit
ins himmlische Reich.



Szene 2




LEONORE
Wie kalt ist es in diesem
unterirdischen Gew?lbe!

ROCCO
Das ist nat?rlich,
es ist ja so tief!

LEONORE
Ich glaubte schon, wir w?rden
den Eingang gar nicht finden.

ROCCO
Da ist er.

LEONORE
Er scheint ganz ohne Bewegung.

ROCCO
Vielleicht ist er tot.

LEONORE
Ihr meint es ?

ROCCO
Nein, nein, er schlaft.
Das m?ssen wir benutzen,
und gleich ans Werk gehen,
wir haben keine Zeit zu verlieren.

LEONORE
Es ist unm?glich,
seine Z?ge zu unterscheiden.
Gott steh mir bei, wenn er es ist!

ROCCO
Hier unter diesen Tr?mmern
ist die Zisterne,
von der ich gesagt habe.
Wir brauchen nicht viel zu graben,
um an die ?ffnung zu kommen,
gib mir eine Haue,
und du stelle dich hierher!
Du zitterst, f?rchtest du dich?

LEONORE
O nein, es ist nur so kalt.

ROCCO
So mache fort, im Arbeiten
wird dir schon warm werden.

ROCCO
Nur hurtig fort,
nur frisch gegraben, es w?hrt
nicht lang er kommt herein.

LEONORE
Ihr sollt ja nicht zu klagen haben,
ihr sollt gewi? zufrieden sein.

ROCCO
Komm, hilf, komm hilf
doch diesen Stein mit heben,
hab acht, hab acht, er hat Gewicht!

LEONORE
Ich helfe schon,
sorgt euch nicht,
ich will mir alle M?he geben.

ROCCO
Ein wenig noch!

LEONORE
Geduld!

ROCCO
Er weicht!

LEONORE
Nur etwas noch!

ROCCO
Es ist nicht leicht!

ROCCO
Nur hurtig fort,
nur frisch gegraben, es w?hrt
nicht lang er kommt herein.

LEONORE
La?t mich nur wieder Kr?fte haben,
wir werden bald zu Ende sein.
Wer du auch seist,
ich will dich retten,
bei Gott, bei Gott,
du sollst kein Opfer sein,
gewi?, gewi?,
ich l?se deine Ketten ich
will du Armer, dich befrein!

ROCCO
Was zauderst du
in deiner Pflicht?

LEONORE
Mein Vater, nein, ich zauderst nicht!
Ihr sollt ja nicht zu klagen haben,
la?t mich nur wieder Kr?fte haben,
denn mir wird keine Arbeit schwer.

LEONORE
Er erwacht!

ROCCO
Er erwacht, sagst du?

LEONORE
Ja, er hat eben den Kopf gehoben.

ROCCO
Ohne Zweifel wird er wieder
tausend Fragen an mich stellen.
Ich mu? allein mit ihm reden.

LEONORE
Was in mir vorgeht,
ist unaussprechlich!

ROCCO
Nun, habt ihr wieder etwas geruht?

FLORESTAN
Geruht?
Wie f?nde ich Ruhe?

LEONORE
Diese Stimme!
Wenn ich nur einen Augenblick
sein Gesicht sehen k?nnte.

FLORESTAN
Werdet ihr immer bei
meinen Fragen taub sein,
grausamer Mann?

LEONORE
Gott, er ist's!

ROCCO
Was verlangt Ihr denn von
mir?
Ich vollziehe die Befehle,
die man mir gibt;
das ist mein Amt, meine Pflicht.

FLORESTAN
Sagt mir endlich einmal,
wer ist Gouverneur
dieses Gef?ngnisses?

ROCCO
Jetzt kann ich ihm ja ohne
Gefahr genug tun.
Der Gouverneur dieses Gef?ngnissen
ist Don Pizarro

FLORESTAN
Pizarro!

LEONORE
O Barbar !
Deine Grausamkeit gibt mir
meine Kr?fte wieder.

FLORESTAN
Wenn Ihr mir dienen wolltet,
so schickt sobald als m?glich
nach Sevilla,
fragt nach Leonore Florestan...

LEONORE
Gott, er ahnt nicht,
da? sie jetzt sein Grab gr?bt.

FLORESTAN
Gebt ihr Nachricht,
da? ich hier in Ketten liege.

ROCCO
Es ist unm?glich, sag ich euch.
Ich w?rde mich ins Verderben st?rzen,
ohne euch gen?tzt zu haben.

FLORESTAN
Wenn ich denn verdammt bin,
mein Leben zu enden,
la?t mich nicht langsam
verschmachten.

LEONORE
O Gott,
wer kann das ertragen?

FLORESTAN
Aus Barmherzigkeit,
gib mir nur einen Tropfen Wasser,
das ist ja so wenig.

ROCCO
Es geht mir wider meinen
Willen zu Herzen.

LEONORE
Er scheint sich zu erweichen.

FLORESTAN
Du gibst mir keine Antwort?

ROCCO
Ich kann euch nicht verschaffen,
was Ihr verlangt.
Alles was ich euch anbieten kann,
ist ein Restchen Wein,
das ich im Krug habe. Fidelio!

LEONORE
Da ist er! Da ist er!

FLORESTAN
Wer ist das?

ROCCO
Mein Schlie?er,
und in wenigen Tagen mein Eidam.
Es ist freilich nur wenig Wein,
aber ich geb ihn euch gern.
Du bist ja ganz in Bewegung, du?

LEONORE
Wer sollt es nicht sein?

ROCCO
Es ist wahr, der Mensch hat
so eine Stimme...

LEONORE
Jawohl, sie dringt in die
Tiefe des Herzens.

FLORESTAN
Euch werde Lohn in bessern Welten,
der Himmel,
der Himmel hat euch mir geschickt,
o Dank, ihr habt mich s?? erquickt,
ich kann die Wohltat,
ich kann sie nicht vergelten.

ROCCO
Ich labt ihn gern, den armen Mann,
es ist ja bald um ihn getan.
Ich tu, was meine Pflicht gebeut,
doch ha? ich Grausamkeit.

LEONORE
Wie heftig pochet dieses Herz,
es wogt in Freud und
scharfem Schmerz.
Die hehre, bange Stunde winkt,
die Tod mir oder Rettung bringt.

FLORESTAN
Bewegt seh ich den J?ngling hier,
und R?hrung zeigt
auch dieser Mann, o Gott,
o Gott, du sendest Hoffnung mir,
da? ich sie noch gewinnen kann.

LEONORE
Dies St?cken Brot, ja,
seit zwei Tagen trag
ich es Immer schon bei mir.

ROCCO
Ich m?chte gern, doch sag ich dir,
das hie?e wirklich zu viel wagen.

LEONORE
Ach !
Ihr labtet gern den armen Mann.

ROCCO
Das geht nicht an.

LEONORE
Es ist ja bald um ihn getan.

ROCCO
So sei es, so sei's,
du kannst es wagen.

LEONORE
Da nimm, da nimm das Brot,
du armer, du armer Mann!

FLORESTAN
O Dank dir, Dank.
Euch werde Lohn in bessern Welten,
der Himmel, der Himmel
hat euch mir geschickt, o Dank,
ihr habt mich s?? erquickt,
ich kann die Wohltat,
ich kann sie nicht vergelten.

LEONORE
Der Himmel schicke Rettung dir,
dann wird mir hoher Lohn gew?hrt.

ROCCO
Mich r?hrte oft dein Leiden hier,
doch Hilfe,
doch Hilfe war mir streng verwehrt.

LEONORE
Ihr labt ihn gern, den armen Mann!

FLORESTAN
O da? ich euch nicht lohnen kann,
o Dank ich kann
die Wohltat nicht vergelten,
o Dank!

LEONORE
O mehr, als ich ertragen kann,
du armer Mann.

ROCCO
Alles ist bereit; ich gehe,
das Signal zu geben.

LEONORE
O Gott,
gib mir Mut und St?rke!

FLORESTAN
Wohin geht er?
Ist das der Vorbote meines Todes?

LEONORE
Nein, nein! Beruhige dich,
lieber Gefangner.

FLORESTAN
O meine Leonore!
So soll ich dich nie wieder sehen!

LEONORE
Mein ganzes Herz rei?t
mich zu ihm hin!
Sei ruhig, sag ich dir!
Vergi? nicht,
was du auch h?ren und sehen magst,
vergi? nicht, da? ?berall
eine Vorsehung ist...ja,
ja, es giebt eine Vorsehung!



Szene 3


PIZARRO
Ist alles bereit?

ROCCO
Ja, die Zisterne ucht
nur ge?ffnet zu werden.

PIZARRO
Gut,
der J?ngling soll sich entfernen.

ROCCO
Geh, entferne dich!

LEONORE
Wer?... Ich...? Und ihr?

ROCCO
Mu? ich nicht dem
Gefangenen die Eisen abnehmen?
Geh, geh!

PIZARRO
Die mu? ich mir heute noch
beide vom Halse schaffen,
damit alles auf immer
im dunkeln bleibt.

ROCCO
Soll ich ihm die Ketten abnehmen?

PIZARRO
Nein, aber schlie?e ihn
von dem Stein los.
Die Zeit ist dringend.
Er sterbe!
Doch er soll erst wissen,
wer ihm sein stolzes Herz zerfleischt
Der Rache Dunkel sei zerriss
sieh her, du hast mich
nicht get?uscht!
Pizarro, den du st?rzen wolltest,
Pizarro, den du f?rchten solltest,
steht nun als R?cher, hier!

FLORESTAN
Ein M?rder steht vor mir!

PIZARRO
Noch einmal ruf ' ich dir,
was du getan zur?ck,
nur noch ein Augenblick,
und dieser Dolch...

LEONORE
Zur?ck!

FLORESTAN
O Gott!

ROCCO
Was soll?

LEONORE
Durchbohren, durchbohren
musst du erst diese Brust,
der Tod sei dir geschworen
f?r deine M?rderlust!

PIZARRO
Wahnsinniger!
Wahnsinniger!
Er soll bestrafet sein!

FLORESTAN
Ein M?rder, ein M?rder
steht vor mir.

ROCCO
Halt ein, halt ein!
Halt ein, halt doch ein!

LEONORE
T?t erst sein Weib!

PIZARRO
Sein Weib?

ROCCO
Sein Weib?

FLORESTAN
Mein Weib?

LEONORE
Ja, sieh hier Leonore!

FLORESTAN
Leonore!

LEONORE
Ich bin sein Weib,
geschworen hab ich ihm Trost,
Verderben dir!

PIZARRO
Sein Weib?

ROCCO
Sein Weib?

FLORESTAN
Mein Weib?

LEONORE
Ich trotze seiner Wut!
Verderben ihm!
Der Tod, der Tod sei dir geschworen,
durchbohren mu?t
du erst diese Brust!
Noch einen Laut, und du bist tot!

FLORESTAN
Vor Freude starrt mein Blut!

PIZARRO
Welch' unerh?rter Mut!
welch unerh?rter Mut!
Ha, ha, soll ich vor
einem Weibe beben?
So opfr'ich, so opfr'ich
beide meinem Grimm;
geteilt hast du mit ihm das Leben,
so teile nun den Tod mit ihm!

ROCCO
Mir starrt vor Angst mein Blut!

LEONORE
Ach, du bist gerettet,
gro?er Gott!

FLORESTAN
Ach, ich bin gerettet, gro?er Gott!

PIZARRO
Ha! ha, der Minister,
H?ll' und Tod!

ROCCO
O, o was ist das,
gerechter Gott!



Szene 4


JAQUINO
Vater Rocco,
der Herr Minister kommt an,
sein Gefolge ist schon
vor dem Schlosstor.

ROCCO
Gelobt sei Gott!
Wir kommen, ja wir
kommen augenblicklich.
Und diese Leute mit Fackeln
sollen heruntersteigen und
den Herrn Gouverneur hinaufbegleiten.

LEONORE
Es schl?gt der Rache Stunde,
du sollst gerettet sein!
Die Liebe wird im Bunde
mit Mute mich befrein.

FLORESTAN
Es schl?gt der Rache Stunde,
ich soll gerettet sein!
Die Liebe wird im Bunde
mit Mute dich befrein.

PIZARRO
Verflucht sei diese Stunde,
die Heuchler spotten mein.
Verzweiflung wird im Bunde
mit meiner Rache sein!

ROCCO
O f?rchterliche Stunde!
O, Gott, was wartet mein?
Ich will nicht mehr im Bunde
mit diesem W?trich sein.



Szene 5



FLORESTAN
Meine Leonore, was hast du
f?r mich getan!
D?rfen wir noch hoffen?

LEONORE
Wir d?rfen es!
Die Ankunft des Ministers,
denn wir kennen,
Pizarros Verwirrung, und vor allem
Vater Roccos tr?stende Zeichen
sind mir ebenso viele Gr?nde Rocco,
zu glauben, unser Leiden sei
am Ziel und die Zeit unsres
Gl?ckes wolle beginnen.

FLORESTAN
Sprich, wie gelangtest du hierher?

LEONORE
Ich verlie? Sevilla,
ich kam hierher zu Fu?,
in Manneskleidern,
der Kerkermeister
nahm mich in Dienste,
dein Verfolger selbst
machte mich zum Schlie?er.

FLORESTAN
Treues Weib ! Frau ohnegleichen!
Was hast du meinetwegen erdultet!

LEONORE
Nichts, mein Florestan!
Meine Seele war mit dir,
wie h?tte der K?rper
sich nicht stark gef?hlt,
indem er f?r sein besseres
Selbst stritt?
O, namenlose Freude!
Mein Mann an meiner Brust!
Nach unnennbarer Leiden,
so ?bergro?e Lust.
Du wieder nun in meinen Armen!
O Dank dir, Gott, f?r diese Lust!
Mein Mann, mein Mann an meiner Brust!
Ich bin's!
Du bist's!
O himmlisches Entz?cken!
Florestan! Florestan!
Florestan!

FLORESTAN
O, namenlose Freude!
An Leonorens Brust!
Nach unnennbarer Leiden
so ?bergro?e Lust.
O Gott, wie gro? ist dein Erbarmen,
o Gott, wie gro? ist dein Erbarmen!
O Dank dir, Gott, f?r diese Lust!
Mein Weib, mein Weib
an meiner Brust! Du bist's!
O himmlisches Entz?cken!
Ich bin's!
Leonore!
O Leonore!


Szene 6


ROCCO
Gute Botschaft,
ihr armen Leidenden.
Der Herr Minister hat eine Liste
aller Gefangenen mit sich,
alle sollen ihm vorgef?hrt werden.
Jaquino ?ffnet die oberen
Gef?ngnisse.
Ihr allein seid nicht erw?hnt,
euer Aufenthalt hier ist eine
Eigenm?chtigkeit des Gouverneurs.
Kommt,
folget mir hinauf!
Auch ihr,
gn?dige Frau!
Und gibt Gott meinem Worten Kraft
und lohnt er die Heldentat
der edelsten Gattin,
so werdet Ihr frei und euer
Gl?ck ist mein Werk!

FLORESTAN
Leonore!

LEONORE
Durch welche Wunder?

ROCCO
Fort, z?gert nicht!
Oben werdet Ihr alles erfahren.
Auch diese Fesseln bleiben noch.
Gott gebe, da? sie Euch
Mitleid erflehen
und dem Grausamen anglegt werden,
der Euch so viele Leiden bereitete.


Szene 7


VOLK
Heil, Heil, heil sei dem Tag,
Heil sei der Stunde,
die lang ersehnt, doch unvermeint,
Gerechtigkeit mit Huld im Bunde
vor unsres Grabes Tor erscheint!

FERNANDO
Des besten K?nigs Wink
und Wille f?hrt mich zu euch,
ihr Armen her,
da? ich der Frevel
Nacht enth?lle,
die all umfangen schwarz
und schwer.
Nicht, nicht l?nger
kniet sklavisch nieder,
Tyrannenstrenge sei mir fern.
Es sucht der
Bruder seine Br?der,
und kann er hellen,
Und kann er helfen
hilft er gern.

VOLK, GEFANGENER
Heil, sei dem Tag,
Heil sei der Stunde!
Heil!


Szene 8


ROCCO
Wohlan, so helfet,
helft den Armen !

PIZARRO
Was seh ich ?
Fort, fort!

FERNANDO
Nun rede!

ROCCO
Bewegt es dich?
All Erbarmen, All Erbarmen
vereine diesem Paare sich.
Don Florestan.

FERNANDO
Der Totgeglaubte,
der Edle,
der f?r Wahrheit stritt ?

ROCCO
Und Qualen ohne
Zahl erlitt!

FERNANDO
Mein Freund, mein Freund,
der Totgeglaubte?
Gefesselt, gefesselt,
bleich steht er vor mir.

LEONORE, ROCCO
Ja, Florestan, Florestan,
ihr seht ihn hier.

ROCCO
Und Leonore,

FERNANDO
Leonore?

ROCCO
der Frauen Zierde fuhr' ich vor;
sie kam hierher...

PIZARRO
Zwei Worte sagen.

FERNANDO
Kein Wort!
Sie kam...

ROCCO
Dort an mein Tor, ...
und trat als Knecht in
meine Dienste,
und tat so brave, treue Dienste,
da? ich zum Eidam sie erkor.

MARZELLINE
O weh mir, weh mir,
was vernimmt mein Ohr!

ROCCO
Der Unmensch wollt in
dieser Stunde vollziehn
an Florestan den Mord.

PIZARRO
Vollziehn mit ihm!

ROCCO
Mit uns im Bunde;
nur Euer Kommen, rief ihn fort,
nur euer Kommen rief ihn fort.

CHOR
Bestrafet sei der B?sewicht
der Unschuld unterdr?ckt,
Gerechtigkeit h?lt zum Gericht
der Rache Schwerte gez?ckt!

FERNANDO
Du schlossest auf
des Edlen Grab,
jetzt, jetzt nimm
ihm seine Ketten ab;
doch halt, euch,
edle Frau, allein,
euch ziemt es,
ganz ihn zu befrein.

LEONORE
O Gott, o Gott, welch ein Augenblick

FLORESTAN
O unaussprechlich s??es Gl?ck!

FERNANDO
Gerecht, o Gott,
gerecht ist dein Gericht!

MARZELLINE
Du pr?fest,
du verl??t uns nicht!

ROCCO
Du pr?fest,
du verl??t uns nicht!

LEONORE, FLORESTAN,
FERNANDO, CHOR
O Gott, o welch ein Augenblick!
o unaussprechlich s??es Gl?ck!
Gerecht,
o Gott, gerecht
ist dein Gericht!
Du pr?fest, du verl??t uns nicht!

CHOR
Wer ein holdes Weib errungen,
stimm in unsern Jubel ein,
nie, nie, nie wird es zu
hoch besungen.
hoch besungen.
Retterin, Retterin des Gatten sein.

FLORESTAN
Deine Treu erhielt mein Leben,
Tugend schreckt den B?sewicht.

LEONORE
Liebe f?hrte mein Bestreben,
wahre Liebe f?rchtet nicht.

CHOR
Preist, preist mit hoher Freude Glut,
Leonorens edlen Mut.

FLORESTAN, CHOR
Wer ein holdes Weib errungen,
stimm in unsern Jubel ein,
nie, nie, nie wird es zu
hoch besungen.
hoch besungen.
Retterin, Retterin des Gatten sein.

LEONORE
Liebend, liebend ist es mir gelungen,
dich aus Ketten zu befrein, liebend,
liebend, liebend
sei es hoch besungen,
Florestan, wieder mein.


Akt I
Akt II


E N D E