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Das Lied von der Erde

Song Cycle by by Gustav Mahler (1860-1911) , 1908
English translation: Song from the earth

1. Das Trinklied vom Jammer der Erde

Language: GERMAN

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Translations:



      Schon winkt der Wein im goldnen Pokale,
      Doch trinkt noch nicht, erst sing ich euch ein Lied!
      Das Lied vom Kummer [soll auflachend
      in die Seele euch klingen]1. Wenn der Kummer naht,
      [liegen wüst die Gärten der Seele,
      Welkt hin und stirbt die Freude, der Gesang.]2
      Dunkel ist das Leben, ist der Tod.
      [Dein Keller birgt des goldnen Weins die Fülle]4
     
      Herr dieses [Hauses!
      Dein Keller birgt die Fülle des goldenen Weins!]3
      Hier, diese [lange]4 Laute nenn' ich mein!
      Die Laute schlagen und die Gläser leeren,
      Das sind [die]5 Dinge, die zusammen passen.
      Ein voller Becher Weins zur rechten Zeit
      Ist mehr wert, als [alle]6 Reiche dieser Erde!
      Dunkel is das Leben, ist der Tod.
     
      Das Firmament blaut ewig und die Erde
      Wird lange [fest stehen und aufblühn im Lenz.]7
      Du aber, Mensch, wie lang lebst denn du?
      Nicht hundert Jahre darfst du dich ergötzen
      An all dem morschen Tande dieser Erde,
      [Nur ein Besitztum ist dir ganz gewiss:
      Das ist das Grab, das grinsende, am Erde.
      Dunkel ist das Leben, ist der Tod.]4
     
      Seht dort hinab! 
      Im Mondschein auf den Gräbern hockt
      eine wildgespenstische Gestalt - Ein Aff ist's!
       Hört ihr, wie sein Heulen hinausgellt
       in den süßen Duft des [Lebens!]8
      Jetzt [nehm]9 den Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen!
      Leert eure goldnen Becher [zu]10 Grund!
      Dunkel ist das Leben, ist der Tod!

1 Bethge: "soll euch in die Seele / Auflachend klingen!"
2 Bethge: "So stirbt die Freude, der Gesang erstirbt, / Wüst liegen die Gemächer meiner Seele."
3 Bethge: "Hauses, - ich besitze andres:"
4 omitted by Mahler
5 Bethge: "zwei"
6 Bethge: "die"
7 Bethge: "feststehn auf den alten Füssen,"
8 Bethge: "Abends"
9 Bethge: "nehmt"
10 Bethge: "zum"
Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik, Band 1, YinYang Media Verlag. ISBN 3-9806799-5-0.


2. Der Einsame im Herbst

Language: GERMAN

Authorship

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Translations:



      Herbstnebel wallen bläulich überm See;
      Vom Reif bezogen stehen alle Gräser;
      Man meint', ein Künstler habe Staub vom Jade
      Über die feinen [Blüten]1 ausgestreut.
     
      Der süße Duft der Blumen is verflogen;
      Ein kalter Wind beugt ihre Stengel nieder.
      Bald werden die verwelkten, goldnen Blätter
      Der Lotosblüten auf dem Wasser ziehn.
     
      Mein Herz ist müde. Meine kleine Lampe
      Erlosch mit Knistern;
      [es gemahnt mich an den Schlaf.]2
      Ich komm zu dir, traute Ruhestätte!
      Ja, gib mir [Ruh]3, ich hab Erquickung not!
     
      Ich weine viel in meinen Einsamkeiten.
      Der Herbst in meinem Herzen währt zu lange.
      Sonne der Liebe, willst du nie mehr scheinen,
      Um meine bittern Tränen [mild]4 aufzutrocknen?

1 Bethge: "Halme"
2 Bethge: "an den Schlaf gemahnend"
3 Bethge: "Schlaf"
4 added by Mahler
Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik, Band 1, YinYang Media Verlag. ISBN 3-9806799-5-0.


3. Von der Jugend

Language: GERMAN

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      Mitten in dem kleinen Teiche
      Steht ein Pavillon aus grünem
      Und aus weißem Porzellan.
     
      Wie der Rücken eines Tigers
      Wölbt die Brücke sich aus Jade
      Zu dem Pavillon hinüber.
     
      In dem Häuschen sitzen Freunde,
      Schön gekleidet, trinken, plaudern,
      Manche schreiben Verse nieder.
     
      Ihre seidnen Ärmel gleiten
      Rückwärts, ihre seidnen Mützen
      Hocken lustig tief im Nacken.
     
      Auf des kleinen Teiches stiller
      [Wasserfläche]1 zeigt sich alles
      Wunderlich im Spiegelbilde.
     
      Alles auf dem Kopfe stehend
      In dem Pavillon aus grünem
      Und aus weißem Porzellan;
     
      Wie ein Halbmond [steht]2 die Brücke,
      Umgekehrt der Bogen. Freunde,
      Schön gekleidet, trinken, plaudern.

1 Bethge: "Oberfläche"
2 Bethge: "scheint"
Note: the last two verses are reversed in Bethge's version.
Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik, Band 1, YinYang Media Verlag. ISBN 3-9806799-5-0.



4. Von der Schönheit

Language: GERMAN

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      Junge Mädchen pflücken Blumen,
      Pflücken Lotosblumen an dem Uferrande.
      Zwischen Büschen und Blättern sitzen sie,
      Sammeln Blüten in den Schoß und rufen
      Sich einander Neckereien zu.
     
      Goldne Sonne webt um die Gestalten,
      Spiegelt sie im blanken Wasser wider.
      Sonne spiegelt ihre schlanken Glieder,
      Ihre süßen Augen wider,
      Und der Zephyr hebt mit Schmeichelkosen das Gewebe
      Ihrer Ärmel auf, führt den Zauber
      Ihrer Wohlgerüche durch die Luft.
     
      O sieh, was tummeln sich für schöne Knaben
      Dort an dem Uferrand auf mut'gen Rossen,
      Weithin glänzend wie die Sonnenstrahlen;
      Schon zwischen dem Geäst der grünen Weiden
      Trabt das jungfrische Volk einher!
      Das Roß des einen wiehert fröhlich auf
      Und scheut und saust dahin;
      Über Blumen, Gräser, wanken hin die Hufe,
      Sie zerstampfen jäh im Sturm die hingesunknen Blüten.
      Hei! Wie flattern im Taumel seine Mähnen,
      Dampfen heiß die Nüstern!
      Goldne Sonne webt um die Gestalten,
      Spiegelt sie im blanken Wasser wider.
     
      Und die schönste von den Jungfraun sendet
      Lange Blicke ihm der Sehnsucht nach.
      Ihre stolze Haltung is nur Verstellung.
      In dem Funkeln ihrer großen Augen,
      In dem Dunkel ihres heißen Blicks
      Schwingt klagend noch die Erregung ihres Herzens nach.

Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik, Band 1, YinYang Media Verlag. ISBN 3-9806799-5-0.


5. Der Trunkene im Frühling

Language: GERMAN

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      Wenn nur ein Traum das [Leben]1 ist,
      Warum denn Müh und Plag?
      Ich trinke, bis ich nicht mehr kann,
      Den ganzen, lieben Tag!
     
      Und wenn ich nicht mehr trinken kann,
      Weil [Kehl und Seele]2 voll,
      So tauml' ich [bis zu]3 meiner Tür
      Und schlafe wundervoll!
     
      Was hör ich beim Erwachen? Horch!
      Ein Vogel singt im Baum.
      Ich frag ihn, ob schon Frühling sei,
      Mir ist als wie im Traum.
     
      Der Vogel zwitschert: "Ja! Der Lenz
      [Ist da,]4 sei kommen über Nacht!"
      [Aus tiefstem Schauen lausch ich auf,]5
      Der Vogel singt und lacht!
     
      Ich fülle mir den Becher neu
      Und leer ihn bis zum Grund
      Und singe, bis der Mond erglänzt
      Am schwarzen Firmament!
     
      Und wenn ich nicht mehr singen kann,
      So schlaf ich wieder ein,
      Was geht [mich denn]6 der Frühling an!?
      Laßt mich betrunken sein!

1 Bethge: "Dasein"
2 Bethge: "Leib und Kehle"
3 Bethge: "hin vor"
4 added by Mahler
5 Bethge: "Ich seufze tief ergriffen auf"
6 Bethge: "denn mich"
Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik, Band 1, YinYang Media Verlag. ISBN 3-9806799-5-0.


6. Der Abschied

Language: GERMAN

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      Die Sonne scheidet hinter dem Gebirge.
      In alle Täler steigt der Abend nieder
      Mit seinen Schatten, die voll Kühlung sind.
      O sieh! Wie eine Silberbarke schwebt
      Der Mond am blauen Himmelssee herauf.
      Ich spüre eines feinen Windes Wehn
      Hinter den dunklen Fichten!
     
      Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel.
      Die Blumen blassen im Dämmerschein.
      Die Erde atmet voll von Ruh und Schlaf,
      Alle Sehnsucht will nun träumen.
      Die müden Menschen gehn heimwärts,
      Um im Schlaf vergeßnes Glück
      Und Jugend neu zu lernen!
      Die Vögel hocken still in ihren Zweigen.
      Die Welt schläft ein!
     
      Es wehet kühl im Schatten meiner Fichten.
      Ich stehe hier und harre meines Freundes;
      Ich harre sein zum letzten Lebewohl.
      Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite
      Die Schönheit dieses Abends zu genießen.
      Wo bleibst du? Du läßt mich lang allein!
      Ich wandle auf und nieder mit meiner Laute
      Auf Wegen, die vom weichen Grase schwellen.
      O Schönheit! O ewigen Liebens - Lebenstrunkne Welt!
     
      Er stieg vom Pferd und reichte ihm den Trunk
      Des Abschieds dar. Er fragte ihn, wohin
      Er führe und auch warum es müßte sein.
      Er sprach, seine Stimme war umflort: Du, mein Freund,
      Mir war auf dieser Welt das Glück nicht hold!
      Wohin ich geh? Ich geh, ich wandre in die Berge.
      Ich suche Ruhe für mein einsam Herz.
      Ich wandle nach der Heimat, meiner Stätte.
      Ich werde niemals in die Ferne schweifen.
      Still ist mein Herz und harret seiner Stunde!
     
      Die liebe Erde allüberall
      Blüht auf im Lenz und grünt
      Aufs neu! Allüberall und ewig
      Blauen licht die Fernen!
      Ewig... ewig...

This text is based on two texts spliced together. The first is a French translation of a Chinese poem by Mong-Kao-Yen and the second is a French translation of a Chinese poem by Wang-Wei. Stanzas 1-2 correspond to the first poem, and the third to the second poem.
Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik, Band 1, YinYang Media Verlag. ISBN 3-9806799-5-0.